Knalleffekt in Genf: Bereits am Vorabend des Autosalons enthüllte Porsche einen Hybrid-Supersportwagen mit einem V8-Rennmotor plus drei Elektromotoren. Das Geschoss wird offiziell als Studie deklariert, doch eine Serienproduktion scheint unausweichlich.





Grellgrün ist die Farbe der Stunde bei Porsche. So leuchten die Krawatten und Einstecktücher von Vorstandschef Michael Macht, von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und von Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürrheimer. In dieser Farbe schimmern auch die Zierstreifen und viele andere kleine Details an einem metallisch-grauen Ungetüm, das Michael Macht auf dem VW-Markenabend im Vorfeld des Genfer Autosalon mit heiser bollerndem Motor auf die Bühne steuerte.
Gleich der erste Auftritt der Marke Porsche im Rahmen der großen Show, die der Volkswagen-Konzern stets an den Vorabenden großer Automessen abzieht, geriet zur Hauptattraktion des Abends. Ob Lamborghini, Bentley oder Bugatti - gegen den Porsche 918 Spyder verblassten die anderen Extrem-Mobile aus dem Wolfsburger Markenkabinett. "Porsche weist in die Zukunft der Supersportwagen", lobte der oberste VW-Lenker Martin Winterkorn - und die Porsche-Verantwortlichen strahlten um die Wette.
Das Auto ist in der Tat ein außergewöhnliches Stück Technik - optisch und vor allem technisch wirkt es wie aus einer anderen Welt. "Wir sind ein Sportwagenhersteller", erklärt Porsche-Vorstandschef Macht, "und das bedeutet, dass es um schnelles Fahren geht - aber eben auch um Schadstoffsenkung und Ressourcenschonung." Schnell fahren kann der Porsche 918 Spyder auf jeden Fall. Im Heck sitzt ein 4,6-Liter-V8-Rennmotor mit gut 500 PS. Dazu kommen zwei Elektromotoren an der Vorderachse und eine E-Maschine, die in der Doppelkupplung integriert ist. Insgesamt steuern die Stromer weitere 216 PS zur Leistung bei.
Schneller als der Carrera GT
Mit dem Auto sei eine Runde um die Nürburgring-Nordschleife in weniger als siebeneinhalb Minuten möglich, behauptet Macht. Rallye-Legende und Porsche Repräsentant Walter Röhrl nickt zustimmend. "Dieses Auto", so Röhrl, "lässt sich noch schneller bewegen als der letzte Supersportwagen von Porsche, der Carrera GT."
Ausprobiert hat das zwar noch keiner, denn der Wagen wurde erst unmittelbar vor der Premiere fertig und dann direkt von der Spezialfirma in Turin, die ihn fertigte, nach Genf geliefert. Doch so etwas lässt sich heute aus allerlei Daten errechnen. Ebenso wie die Verbrauchs- und Abgaswerte, und die klingen erstaunlich. Der Porsche 918 Spyder soll einen errechneten Durchschnittsverbrauch von 3,0 Litern Benzin je 100 Kilometer haben, was einem CO2-Ausstoß von 70 Gramm je Kilometer entspricht. Ein "Supersportwagen mit dem Schadstoffausstoß eines Kleinwagens", formulieren die Zuffenhausener im Informationstext zu dem Mittelmotor-Zweisitzer.
Wie das funktionieren soll mit dem bescheidenen Verbrauch, erklärt Entwicklungschef Dürrheimer. "Das Auto ist ein Plug-in-Hybrid, kann also an der Steckdose aufgeladen werden. Die Lithium-Ionen-Batterien zwischen Tank und Motor haben eine Speicherkapazität von 5,1 Kilowattstunden, zudem wird beispielsweise beim Abbremsen elektrische Energie gewonnen und der Batterie zugeführt." Das Akku-Paket wiegt knapp hundert Kilogramm, das ganze Auto "unter 1490 Kilogramm", wie Dürrheimer sagt. Wer mag, kann den Supersportler auch rein elektrisch bewegen - das funktioniert etwa 25 Kilometer weit.
Serienproduktion ist wahrscheinlich
Jetzt wolle man die Reaktionen des Publikums abwarten, und danach über die Zukunft es Autos entscheiden, sagen die Porsche-Verantwortlichen. Große Befürchtungen, dass Porsche-Fans, Tempobolzer oder Menschen mit Hang zum ganz besonderen Auto den grün dekorierten Renner ignorieren könnten, hat offenkundig keiner. Intensive Entwicklungsarbeit stecke in dem Wagen, heißt es; und man hört auch, dass nach dem Porsche Cayenne Hybrid, dessen Verkauf im Mai beginnt, ein wirklicher Sportwagen mit dieser Technik der logische nächste Schritt sei.
Und dann sagt Michael Macht noch, Porsche habe "noch nie ein Konzeptauto gezeigt, das später nicht auch gebaut wurde". Alles also nur noch eine Frage der Zeit. Zum Abschied nimmt Walter Röhrl hinter dem Steuer des 918 Spyder Platz und rollt - völlig lautlos, weil nur unter Einsatz der Elektromotoren - von der Bühne. Die Pointe an diesem VW-Abend hat die neue Konzernmarke Porsche gesetzt.